Der SKFM in Monheim baut das Projekt „Jungen und Männerberatung“ neu auf. Es richtet sich sowohl an Schüler als auch an Erwachsene.
„Männer haben‘s schwer, nehmen‘s leicht“, hat Herbert Grönemeyer seine Spezies 1984 in einem Lied musikalisch analysiert. Und Sängerin Ina Deter forderte zwei Jahre zuvor: „Neue Männer braucht das Land.“ Jetzt nimmt sich auch der Sozialdienst Katholischer Frauen und Männer (SKFM) in Monheimer des männlichen Rollenbildes und den möglicherweise damit verbundenen Problemen an. „Wir bauen gerade unser neues Projekt ,Jungen- und Männerberatung‘ auf“, sagt Caspar Offermann, Geschäftsführer des Monheimer Sozialverbandes. „Der Bedarf dafür ist da.“ Die Beratung soll einerseits in den Schulen angesiedelt sein, das zweite Standbein ist eine Gesprächsgruppe für Erwachsene.
Gebe es für Frauen vielfältige Beratungsangebote und Gesprächsgruppen zu diversen Problemsituationen, habe das männliche Geschlecht hier Nachholbedarf. „Das Rollenbild ist ins Wanken geraten“, sagt Offermann. Stefan Brungs, Erzieher mit Kampfsporterfahrung, und der Psychologe und Sozialarbeiter Johannes Anderski teilen sich für das Projekt eine Stelle, die über die Stiftung Wohlfahrtspflege NRW finanziert wird.
Die beiden wollen zunächst Heranwachsenden, „die auf dem Weg sind“, dabei helfen, „sich selbst zu finden“. Im Netz kursierten häufig Klischees von starken, muskulösen Typen, die für alles eine Lösung wüssten. Ma(n)n lasse sich eben nicht unterkriegen. Dagegen stünden oft eigene Erfahrungen, die diesem Bild gar nicht entsprächen. Jungen schämten sich, wenn sie von anderen verprügelt würden, sexuellen Missbrauch erfahren oder bei Mädchen nicht den erhofften Erfolg hätten. Doch statt darüber zu reden, würden Probleme unter den Teppich gekehrt, oder man prahle mit Erlebnissen, die man so nicht gehabt habe. Konkurrenz unter Jungen und Männern gewinne da oft die Oberhand, weiß Offermann.
Jungen brauchten Rollenvorbilder. Stattdessen erlebten sie in der Kita überwiegend den Umgang mit Erzieherinnen, in der Grundschule unterrichteten zum größten Teil weibliche Lehrkräfte. Ist dann kein Vater da, weil die Mutter den Sohn alleine erzieht, fehle die Orientierung.
Johannes Anderski und Stefan Brungs haben bereits Kontakt zu den Sozialarbeitern an Monheimer Grund- und weiterführenden Schulen geknüpft. „Wir gehen in die Klassen und machen Workshops“, sagt Anderski. Das könne als Projekttag angelegt sein oder in Arbeitsgemeinschaften stattfinden. Körperwahrnehmung, Achtsamkeit sich selbst und anderen gegenüber können Themen sein. Und gemeinsam versuche man, Konflikte zu lösen, die aus nicht in die Gesellschaft passenden Rollenbilder entstünden. „Wie handele ich fair?“ – das sei ein wichtiges Thema, sagt Stefan Brungs. Man übe, Konflikte gewaltfrei zu lösen. Dabei setze die Gruppe ihre eigenen Werte fest. „Wir möchten die nicht abändern, aber darauf hinweisen, dass sie vielleicht Probleme bereiten können“, erläutert Offermann. Ziel sei es, Jungen bei der Identitätsfindung zu unterstützen.
Und Männern – die sich selten untereinander austauschten – biete man jetzt eine niederschwellige Gesprächsgruppe an. „Wir fangen an, sie aufzubauen“, sagt der Geschäftsführer. Zum Start soll das Johanneshaus der Treffpunkt für die altersgemischte Runde sein. Der endgültige Ort steht laut Offermann noch nicht fest. Eventuell verabrede man sich aufgrund der Corona-Pandemie auch erst einmal digital. Bei Interesse kann Kontakt zum SKFM über Telefon 02173 956980, Instagram, Facebook oder WhatsApp (0152 579569-79/-80) aufgenommen werden. Anfragen per E-Mail an jungenundmaenner@skfm-monheim.de.
Quelle: Rheinische Post
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